17. Dezember 2014
Warum Rückenschmerzen in den Bauchmuskeln wohnen
Bevor wir in die Materie einsteigen... Es gibt eindimensionales Denken, zweidimensionales Denken und dreidimensionales Denken. Letzteres benötigen wir für den Mensch und bevorzugen wir auch in der Senmotic Faszien-Therapie. Leider betrachten die Angehörigen der medizinischen Berufe den Mensch eher eindimensional. Bei einem Rückenschmerz oder einem Hexenschuss stürzen sich 99,99% der Heilberufler auf den Rücken. Er wird geröntgt, im MRT untersucht, palpiert und beklopft. Als wäre der Rücken völlig losgelöst von allen anderen Körperteilen und würde sich völlig selbständig bewegen. Anschließend werden die immer gleichen Diagnosen gestellt, die sich bei jedem Menschen ungesehen stellen lassen.
Der Knaller schlechthin: Sie haben eine abgenutzte Wirbelsäule. Dummerweise hat die jeder. Auch der, der Ihnen die Diagnose stellt. Deswegen können Sie unbesorgt antworten:
1. Weiß ich.
2. Sie haben auch eine abgenutzte Wirbelsäule ;-).
3. Es gibt mehrere Milliarden abgenutzte Wirbelsäulen.
Auch gern als Diagnose dem Patienten verkauft: Sie haben eine Skoliose.
1. Die hat Usain Boldt auch.
2. Er läuft damit 100 Meter schneller als Leute ohne Skoliose.
3. Die geht auch wieder weg. Jeder Pathologe wird Ihnen bestätigen, dass ein toter Mensch keine Skoliose (mehr) hat. Also Ihre Zukunft sieht rosig aus. ;-)
Die Nr. 3 unter den Verlegenheitsdiagnosen: Sie haben einen Beckenschiefstand.
1. Den haben zur Zeit über 6 Milliarden Erdenbürger.
2. Sie wären schwerkrank, wenn Sie ein völlig gerades Becken hätten.
3. Wir hatten uns schon hier erschöpfend dazu geäußert.
Der Mensch als profaner Körper ist dreidimensional wie jeder Benzinkanister. Alle Körperteile stehen mehrfach miteinander in Verbindung und man kann kein einziges Körperteil losgelöst von anderen Körperteilen bewegen. Schon deswegen kann sich zwar ein Schmerz im Rücken manifestieren, hat jedoch in den meisten Fällen überhaupt nichts mit dem Rücken zu tun. Sondern ganz allein mit dem Bauch. Schließlich ist das ein Gegenspieler vom Rücken. Wenn Sie sich nach vorn beugen, wird Ihr Bauch kurz und dafür der Rücken lang. Wenn Sie sich weit nach hinten lehnen, wird der Rücken kürzer und dafür werden die Bauchmuskeln länger. Eine Bewegung übrigens, die die meisten Zeitgenossen in den Industrienationen schon Jahrzehnte nicht mehr gemacht haben. Wie einige hunderte andere Bewegungen auch, die zum ganz normalen Bewegungsrepertoire des Menschen gehören. Wen wundert es da noch, dass zahlreiche Mitbürger unter Schmerzen im Bewegungsapparat leiden? Offensichtlich wird die Bedeutung dieses Begriffs "Bewegungsapparat" auch nur schwer in der allgemeinen Bevölkerung verstanden. Wir dürfen es kurz grafisch erklären:
BEWEGUNGS-apparat. ;-)
Lebendige Anatomie und Physiologie leicht gemacht
Bauchmuskeln verbinden den Brustkorb mit dem Becken. Wenn die Faszienschichten der Bauchmuskeln zu kurz sind und unter zu starker Spannung stehen, passieren drei Dinge:
1. Der Brustkorb wird vorn nach unten in Richtung Becken gezogen. Es entsteht ein Rundrücken.
2. Das Becken wird vorn angehoben und aus seiner Position gezogen. Es entsteht ein Rundrücken.
3. Bei sehr starkem Zug: Brustkorb und Becken verlassen gemeinsam ihre Position. Es bildet sich der rundeste aller Rundrücken.
Dieses Zusammenspiel von Vorder- und Rückseite können Sie auf diesem Bild sehr gut sehen. Hier sieht man deutlich, wie der Brustkorb durch zu kurze Faszien nach unten gezogen und das Becken nach oben angehoben wird. Selbst die Pomuskeln müssen dem Zug folgen und werden nach vorn gepresst. Sie können den Körper nicht mehr aufrichten und strecken. Der Kopf steht dann ebenfalls viel zu weit vor dem Körper. Das Gewicht des Kopfes (ca. 7 kg wenn er gut gefüllt ist ;-)) wird nicht mehr durch den Körper zu den Füßen abgeleitet, sondern weit vor dem Körper. Der Kopf würde in den Sand fallen, wenn wir ihn nicht mit einem stark angespannten und verkürzten Nacken von hinten her festhalten würden. Dieses manifestierte körperliche Muster sieht man übrigens am häufigsten bei unseren Mitbürgern im Alltag.
Die verkürzte Vorderseite manifestiert sich also in der Rückseite des Körpers und wird dort sichtbar. Eigentlich ist es auch irreführend, von einem Rundrücken zu sprechen. Korrekterweise müsste man sagen: Die Faszien Ihrer Bauchmuskulatur stehen unter viel zu starker Spannung. Das wäre eine Diagnose mit Punktlandung.
Die starke Spannung der Faszien des Rectus abdominis wirft Sie und Ihre Zeitgenossen ein paar Millionen Jahre in ihrer Entwicklung zurück. Der Zug sorgt dafür, dass in der Wirbelsäule die untere natürliche Krümmung, die Lordose, verschwindet. Sie sehen ja auf dem obigen Foto, was mit dem Rücken passiert. Sie nähern sich also wieder den Affen an. Denn was den Menschen vom Affen unterscheidet und uns aufrecht gehen lässt, ist die natürliche Krümmung der Wirbelsäule. Das haben unsere nächsten Verwandten noch nicht. Ebenso fehlt unseren Verwandten ein schöner Gluteus maximus, der große Pomuskel. Der ist besonders wichtig für das aufrechte Gehen des Menschen. Affen können sich nur kurze Zeit aufrecht hinstellen, weil die zu kurze Vorderseite die behaarten Kollegen in den Rundrücken zwingt. Demzufolge sich keine Lordose einstellen kann. Menschliche Babys haben übrigens auch keine Lordose und ähneln diesbezüglich den Menschenaffen. Erst wenn die Beine gestreckt werden und die Kleinen immer mehr laufen, bildet sich die Lordose aus.
Je angespannter und kürzer die Faszien des Bauches sind, umso mehr kann es zur Steilstellung der Wirbelsäule kommen und die natürliche Krümmung der Wirbelsäule verschwindet. Die Sache hat nur einen Haken: Eine Wirbelsäule ohne Lordose ist gar nicht für das aufrechte Laufen ausgelegt. Das ist die Wirbelsäule der Vierfüßler. Der Mensch läuft natürlich mit dem viel zu kurzen Bauch trotzdem aufrecht. Eigentlich müsste man eher sagen, er versuchts irgendwie ;-) und wundert sich dann über seine Rückenschmerzen. Klingt zwar makaber, trifft jedoch den Kern: Wer zu kurze Bauchfaszien hat, die man sehr gut am Rundrücken und der fehlenden Lordose erkennen kann, sollte lieber auf allen Vieren laufen. Genau dafür ist diese Struktur dann ideal. Sie wären schmerzfrei unterwegs und im Winter hätten Sie Allradantrieb. ;-)
In Trainings hat man übrigens kleinen Affen beigebracht, mehr oder weniger aufrecht zu gehen. Die Forscher wunderten sich dann, denn die Äffchen bildeten alle eine leichte Lordose in der Wirbelsäule aus. Während die Äffchen aus der Kontrollgruppe, die weiter auf allen Vieren gingen, keine Lordose ausbildeten.
Der zu kurze Bauch zieht auch die Faszienhüllen eines weiteren Muskels in Mitleidenschaft. Es handelt sich um den Psoas. Ein dicker Muskel, der im Inneren der Bauchhöhle in dicken Zügen neben der Wirbelsäule entspringt, leicht diagonal durch den Bauchraum zieht und unter den dicken Muskelpaketen der Adduktoren ansetzt. Es ist der einzige Muskel, der Ober- und Unterkörper direkt verbindet und auf dem Röntgenbild sichtbar ist. Bei einem zu kurzen Bauch wird auch der Psoas gestaucht. Die Wirbel und Bandscheiben werden von den tiefen Faszienschichten des Psoas noch mehr komprimiert. Insofern muss man sich eigentlich nur wundern, wie wenig Bandscheibenvorfälle es gibt. Bei dem, was der Mensch so mit sich veranstaltet. ;-)
Wenn man also einen Rückenschmerz behandeln will, muss man sich um den Rücken in den seltensten Fällen kümmern. Sondern man muss an der Vorderseite des Körpers arbeiten und dort die Faszienschichten mit Druck und Zug mit den Händen mobilisieren. Also indem man Energie in die Faszien hinein gibt. Anschließend gibt man dem Psoas die richtige Länge und seine Funktion zurück. Dann kann sich wieder eine natürliche Lordose mit normalen Druckverhältnissen auf die Bandscheiben einstellen und die Wirbelsäule nimmt ihren angestammten Platz im Körper wieder ein.
Der Schlüssel für Schmerzfreiheit im Rücken sind ausgewogene Bauchmuskeln
Der Senmotic-Faszien-Therapeut Tino Richter bei der zehnten und abschließenden Sitzung Senmotic Faszien-Therapie. Hier können Sie sehen, wie ausgewogen bei der Klientin die Vorder- und Rückseite des Körpers ist.
Die Bauchmuskeln sind lang und "tragen" den Brustkorb, anstatt den Torso wie üblich nach unten zu ziehen. Auch der Rücken ist schön lang, ohne maßlos überstreckt und angespannt zu sein, wie man es häufig bei Balletttänzerinnen sieht.
Die als Maß für "Aufrecht" und "gute Körperhaltung" gelten. Jedoch diese "Körperhaltung" mit viel Anspannung einnehmen und im Alltag vom Normalbürger kaum zu unterscheiden sind. Die durch ihren Sport auch die Konsequenzen tragen müssen, wie der Normalbürger der nichts für sich tut und ebenfalls unter allen möglichen Gebrechen leidet.
Der Kopf wird ebenfalls aufrecht über dem Körper getragen. Auch das Brustbein bietet den Lungen viel Raum zum Atmen. Die Schulter wird an den Seiten des Körpers und nicht vor dem Körper getragen und die Arme hängen gelöst herab.
Die Klientin sitzt mühelos und muss sich nicht krampfhaft aufrecht halten. Sie wird von ihrem Becken getragen und sitzt deswegen aufrecht. Ein ausgewogener Körper, der sich mühelos im Schwerefeld der Erde bewegt, ist das Ziel der 10 Senmotic Sitzungen.
Schmerzfreiheit, ein großes Plus an Beweglichkeit und Lebensfreude sind die angenehmen Nebeneffekte, wenn man durch die Mobilisation der Faszien Ungleichgewichte im Körper beseitigt.
Dass Ungleichgewichte im Körper erst sehr viele Beschwerden schaffen, wird leider in den Heilberufen ausgeblendet. Möglicherweise auch, weil man sich vom Patienten dann überhaupt nicht mehr unterscheidet. ;-)
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