2. Dezember 2014

Der Beckenschiefstand – ein Zeichen für Gesundheit

Ja, ich weiß. Die Überschrift klingt verwirrend. Die meisten Leute denken bei einem Beckenschiefstand gleich daran, dass irgendetwas nicht mit Ihnen in Ordnung ist. Ebenso meinen viele Zeitgenossen, dass der Schiefstand des Beckens automatisch zu Rückenschmerzen führt. Das sind bunte medizinische Gruselgeschichten, die in wirklich keinem Zusammenhang stehen. Immer wieder nachgeplappert, wenn man keine Ursache für die Rückenschmerzen findet. "Sie haben einen Beckenschiefstand" ist eine ziemlich häufige Verlegenheits-Diagnose. Eine Feststellung, die man ungesehen bei jedem Menschen treffen kann. Deswegen liegt man mit dieser Diagnose immer richtig. Ebenso bemühen sich unzählige Mediziner, Physiotherapeuten, Heilpraktiker und Osteopathen einen Beckenschiefstand auszugleichen. Dazu wird vorab meistens die Beinlängendifferenz gemessen. Selbstverständlich wird immer eine Differenz festgestellt und anschließend mit häufig sinnfreien Methoden ausgeglichen. Warum das jedoch alles Humbug ist, lesen Sie in diesem Beitrag.

Beginnen wollen wir mit einem ganz einfachen Bild. Sicher kennen Sie aus Ihrer Kindheit oder von Ihren Kindern Puppen. Oder im Internet Avatare und in Computerspielen animierte Figuren. Sie erkennen auf einen Blick, dass diese nur künstliche Figuren sind und keine wirklichen menschlichen Wesen. Der wesentliche Grund hierfür ist ganz einfach: Puppen, Avatare und animierte Figuren sind symmetrisch. Doch Symmetrie kommt in der Natur nicht vor. Oder kennen Sie einen Baum, der völlig symmetrisch wächst? Der Mensch ist sogar besonders asymmetrisch aufgebaut. Unterschiedliche Organe im Brust- und Bauchraum mit völlig unterschiedlichen Formen und Gewichten müssen zwangsläufig zur Asymmetrie im Menschen führen. Demzufolge unser Gehirn sofort schon am Gesicht erkennt: symmetrisch gleich künstlich.

Absolute Symmetrie im Gesicht, wie sie nur die Industrie hervorbringt. Das Gehirn erkennt sofort, dass dieses Gesicht kein menschliches Gesicht sein kann, weil es "perfekt" ausbalanciert ist. Noch dazu es "ausdruckslos tot" ist.

Von uns aus gesehen, flieht das linke Auge nach hinten, ist kleiner und steht schräger und etwas höher im Kopf. Die Augenbraue darüber sitzt demzufolge auch höher. Die Nase ist leicht schief und verläuft diagonal senkrecht im Kopf. Die linke Wange wirkt schmaler und weniger voluminös. Hier weiß unser Gehirn sofort: Ein echter Mensch.

Ebenso kann es keine gleichlangen Beine geben. Das setzt absolute Symmetrie voraus. Wessen Füße schon mal vermessen wurden oder wer einen Abdruck seiner Füße besitzt weiß: Füße sind unterschiedlich lang und die Fußgewölbe sind unterschiedlich hoch. Wenn schon das Fundament des Menschen unterschiedlich ist, wie soll dann ein Becken völlig gerade im Körper stehen? Bei unterschiedlich langen Beinen stehen auch die Hüftgelenke in leicht unterschiedlicher Höhe. Das Becken sitzt über den Hüftgelenken quasi den Beinen auf und steht ebenfalls leicht schief im Körper.

Hinzu kommt der unterschiedliche Gebrauch des Körpers. Rechtshänder sind meistens auch Rechtsfüßer. Die Muskeln, die man im Alltag mehr benutzt, bilden sich mehr aus weil sie viel mehr "Training" haben. Bilden sich die Muskeln auf einer Körperseite mehr aus und sind voluminöser, wiegen sie auch mehr. Demzufolge unterschiedlich starke Beinmuskeln von unten über Faszien unterschiedliche Züge auf das Becken ausüben.

Durch die Asymmetrie der Beine und den unterschiedlichen Gebrauch im Alltag und im Sport haben Beine nie die gleiche Länge. "Starke" Muskeln, die auch immer steife Muskeln sind, komprimieren Fuß- und Kniegelenke. Über die Faszia lata werden vor allem auch an der Außenseite der Beine die Hüft- und Kniegelenke komprimiert. Benutzen wir ein Bein bewusst (Fußball, Tennis usw.) oder auch unbewusst mehr (Mit welchem Bein beginnen Sie immer an einer Treppe?), ist dies meist massiver ausgeprägt, jedoch auch kürzer. Das sehen Sie auch auf dem unteren Bild.

Die Asymmetrie der Füße und Beine setzt sich über das Becken bis in den Kopf fort. Sie werden keinen Menschen auf dieser Welt finden, der die Schultern auf genau der gleichen Höhe trägt. Sie werden keinen Menschen auf dieser Welt finden, bei dem die Augen nebeneinander auf genau gleicher Höhe liegen. Falls Sie solche Bilder von Promis sehen: Bildbearbeitung am PC macht es möglich. ;-) Deswegen ist auch die Ent-Täuschung so groß, wenn Sie Ihr Idol aus dem Showbusiness mal aus der Nähe und ohne dicke Schminke sehen. Für die meisten Fans ein Schock. Sofern die Fans, in ihrer Schwärmerei für andere, weil sie selbst keine eigenen bemerkenswerten Leistungen vollbringen, die Augen vor der Realität nicht verschließen.

Das Beckenschiefstand- und Beinlängendifferenz-Heilungsprogramm

Weil viele Menschen aus dem medizinischen Bereich ungefragt alles hinnehmen, solange angebliches "Wissen" von einer Autorität vermittelt wird, bleibt das eigene Denken außen vor. Gerade im medizinischen Bereich berufen sich sehr viele Zeitgenossen in Diskussionen auf Autoritäten, weil der medizinische Bereich streng militärisch organisiert ist. (Facharzt/Stationsarzt/Oberarzt/Chefarzt/Ärztlicher Direktor). Und da wir hier Parallelen zur Bundeswehr ziehen können: Braucht man denn selbstständig denkende Soldaten oder Leute die tun, was man ihnen sagt und sich unterordnen? Sicher gibt es im medizinisch-therapeutischen Bereich sehr lobenswerte Ausnahmen, doch die sind eine kleine Minderheit.

Diese flotten Sprüche kennt wohl jeder Therapeut: "Der Orthopäde hat gesagt... oder ein Physio meinte... oder auch Prof.Dr.... war der Ansicht". Scherzhafterweise sage ich dann immer: Wenn ich wissen wollte, was die meinen, würde ich jene fragen. Jetzt stehen Sie vor mir. Wie denken Sie eigentlich darüber? In der Regel folgen dann weitere fremde Gedanken: Ich sehe das wie Prof.Dr... ;-) In den echten Wissenschaften wie Physik oder Mathematik undenkbar. Stellen Sie sich vor, der berühmte Physiker Feynman hätte anlässlich seiner Nobelpreis-Verleihung gesagt: Ich sehe das genauso wie Einstein und gehe mit John Archibald Wheeler konform, der auch der Meinung Einsteins war, dass.... In den echten Wissenschaften will das keiner hören und mit so einem unselbständigen Denken darf man als Physiker am Cern maximal als Pförtner arbeiten. ;-)

In der Therapie, befreit von jeglichem eigenen Denken, diagnostiziert und therapiert man hingegen was das Zeug hält und was ein bisschen Kohle bringt. Und immer schön gegen die Natur, die keine Symmetrie will. Da sich bei jedem Menschen ein Beckenschiefstand und ungleich lange Beine feststellen lassen, sind das 0815-Standard-Diagnosen, die sich zur Zeit über 6 Milliarden mal feststellen lassen. Tendenz steigend...;-) Die zwar diagnostisch richtig sind. Dann jedoch sofort zu Fehldiagnosen werden, wenn man Symmetrie im Körper schaffen will.

So schreitet man dann nach der gängigen Diagnose mit den absurdesten Methoden zur Gleichmacherei. Unabhängig davon, ob die Methoden erfolgreich sind oder nicht: Nach ein paar Wochen hat der Körper wieder seine Asymmetrie hergestellt und Sie laufen wieder mit einem Beckenschiefstand und unterschiedlich langen Beinen durch die Welt. Wenn Sie sich dann wieder Symmetrie wünschen, müssten Sie wieder einen Therapeuten aufsuchen. Unser Tipp: Schließen Sie ein Abo ab. ;-) Was nach unserer Meinung erst therapiert werden müsste: wenn die völlig normalen Schiefstände über ein gesundes Maß Asymmetrie hinaus gehen und ein Beckenschiefstand erst mit einer schweren Beckenrotation einhergeht.

Ein Beispiel für einen Beckenschiefstand, der mit den Beinen wenig zu tun hat

Betrachten Sie nur das linke Bild: Schon am Rand des Slips kann man sehen, wie das Becken verläuft und dass es links viel höher steht als rechts. Man kann auch sehen, dass der Klient unterschiedlich lange Beine hat. Das rechte Bein wirkt viel kürzer als das linke Bein. Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie, dass der rechte Oberschenkel und der rechte Unterschenkel stärker ausgeprägt und komprimierter sind als beim linken Bein. Weil das Becken auf der linken Seite viel zu hoch steht, "kippt" der Körper nach rechts und es kommt noch mehr Last auf das sowieso schon kürzere Bein.

Betrachten Sie beide Bilder im Vergleich: Wie Sie sehen, steht das Becken nach nur einer Sitzung Senmotic Faszien-Therapie ausgewogener im Körper. Nein, nicht völlig gerade, sondern ausgewogener. Und wenn Sie ganz genau hinschauen: Das "Problem" lag nicht in den unterschiedlich langen Beinen, die ja von Natur aus unterschiedlich lang sind. Sondern vor allem in den Faszienhüllen um einen Muskel mit Namen Quadratus lumborum. Wenn Sie beide Bilder vergleichen, sehen Sie im Körper rechts und links oberhalb des Beckens (etwas unterhalb der Ellbogen) "Knicke" im Körper.

Auf dem linken Bild sehen Sie, wie sich dort besonders links kleine Wülste bilden, obwohl der Klient gertenschlank ist. Dort wurde das Becken über verkürzte Faszien von oben festgehalten und in Richtung Brustkorb hochgezogen. Auf der linken Seite eben wesentlich mehr als auf der rechten Seite. Deswegen stand das Becken schief im Körper. Neben dem kosmetischen Effekt (die Wülste sind verschwunden und die Seitenlinien sind länger) konnte sich das Becken wieder absenken und seine angestammte Position im Körper einnehmen. Die Arbeit mit der speziellen Senmotic-Faszientechnik an den Faszienzügen des Quadratus lumborum macht es möglich. Wie Sie sehen, ist es nicht damit getan, mit blindem Aktionismus Beine zu vermessen und diese dann auszugleichen. Denn in diesem Fall hat der Schiefstand des Beckens mit den Beinen recht wenig zu tun und kam vor allem von den Faszienschichten zwischen dem oberen Beckenrand und den untersten Rippen.